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September 2025 +VOHF ,BSSJFSF
+PCXPDIF EF
Bekommt die
Jugend jetzt
die Quittung?
Deutschland
Die fetten Jahre
sind vorbei!
Einstiegsjobs brechen um 45% ein
– KI frisst die „Generation Chill“ auf Man spricht von
der ‚faulen Jugend‘ –
Wer jahrelang lieber im Hoodie im Café saß, am Laptop „ein biss- doch vielleicht
fehlen einfach nur die
chen was“ machte und auf Sinnsuche war, bekommt jetzt die
Perspektiven für
knallharte Quittung: Jobs? Fehlanzeige! Deutscher
Job und Karriere.
Unternehmensberatungen:
Foto: Bliss/stock.adobe.com
Eine neue Analyse von Stepstone zeigt: Einstiegsjobs sind einge- „Heute ersetzt die KI die Junioren.“
brochen – und zwar dramatisch! Im ersten Quartal 2025 lag der
Anteil ausgeschriebener Stellen für Berufseinsteiger 45 Prozent Besonders hart trifft es die IT-Branche:
unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Selbst mitten in der Corona- Laut Bitkom sinkt die Zahl offener IT-Stellen seit zwei Jahren von
Pandemie gab es mehr Chancen! 149.000 auf 109.000 – und das trotz einer prognostizierten
Fachkräftelücke von 660.000 bis 2040. Die Verlierer? Junge
Über vier Millionen Stellenanzeigen zwischen Januar 2020 und Absolventen.
April 2025 wurden ausgewertet. Das Ergebnis: Nach einem kurzen
Weltweite Warnung
Nachfrage-Boom 2021 geht es seit 2023 steil bergab – und zwar
viel schneller als bei allen anderen Jobs.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt: 60 Prozent aller Jobs
Besonders bitter: In vielen Branchen will man den Nachwuchs in Industrieländern wie Deutschland werden von KI beeinflusst –
gleich ganz durch Künstliche Intelligenz ersetzen. Klassische viele verschwinden komplett. Dario Amodei, Chef des US-KI-
Anfängerjobs in Verwaltung (minus 34 Prozent), Vertrieb (minus 56 Unternehmens Anthropic, malt ein Horrorbild: Binnen fünf Jahren
Prozent), Personalwesen (minus 50 Prozent) oder Kundenservice soll die Hälfte aller Büro-Einsteigerjobs Geschichte sein.
(minus 20 Prozent) – wegautomatisiert!
Zwar glaubt das World Economic Forum, dass bis 2030 unterm
Nur da, wo man noch echte Menschen braucht, gibt’s Wachstum: Strich mehr Jobs entstehen – aber nicht da, wo die „Generation
im Bildungsbereich (+96 Prozent) und im Handwerk (+52 Prozent). Chill“ sie will.
KI frisst die „Junioren“ Wer dachte, man könne sich mit Netflix, Latte Macchiato und einem
„irgendwas mit Medien“-Master durch die 20er-Jahre hangeln,
Das „Handelsblatt“ berichtet: In vielen Firmen waren Junior-Stellen erlebt jetzt den kalten Aufprall auf dem Boden der Realität. Die
klar definiert – viel Fleißarbeit, wenig Verantwortung, dafür eine Zeiten, in denen man sich den Job aussuchen konnte, sind vorbei –
Chance, zu lernen. Heute? „Früher arbeiteten zwei Junioren mit und die KI kennt keine Gnade.
einem Senior“, so Harald Fortmann, Vizechef des Bundesverbands Text: JOBWOCHE, SWR

